HOKOHOKO: Alter Hut ist neuer Stoff für Kreative: Upcycling als Recycling mit Mehrwert.

31 Aug 2009

Blog: HOKOHOKO Fachaussendung Upcycling

Recycling ist, wenn aus gebrauchtem Material etwas Neues entsteht. Upcycling ist, wenn aus gebrauchtem Material etwas neues, Wertvolleres entsteht. Recycling mit Mehrwert, ein Trend, den nur die Kinder der frühen Ökos erfinden konnten: Großgezogen in politisch korrektem Rohstoffknappheits- und Müllvermeidungs- Bewusstsein. Aufgewachsen in einer Zeit, in der durch unendliche Vervielfältigung digitaler Güter die Limitierung an neuem Wert gewonnen hat. Nach dem Sparen wurden Re-, und dann Upcycling von Kreativen durch Verfeinerung zum Trend. Umweltschutz ist dabei nicht mehr das Wesentliche, aber Upcycling ist chique! (Wien, 31.08.2009)

Warum mögen immer mehr Menschen Schmuck aus breitgelatschten Flip Flops, Plastikbeutel-Kosmetiktaschen oder Zahnbürstenhalter aus Tennisbällen? Solche Artikel haben meist Gebrauchsspuren, sind zugleich oft teurer als ihre industriell gefertigten Artgenossen und entziehen sich damit der üblichen Marktlogik. Upcyling ist ein Trend, der auf den ersten Blick eigenwillig erscheint – auf den zweiten Blick aber viele Streams unserer Zeit konsequent vereint.

Ressourcenschonung und Müllvermeidung
Menschen in den Industriestaaten produzieren zu viel Müll. Der Umstand ist bekannt, die Antwort etabliert: Produkte aus z.B. Recycling-Papier verwenden viele Leute fast täglich. Weißblech-, Plastik- und Altglas-Container gehören zum Stadtbild. Zum kenyanischen Küstenbild hingegen gehören 20.000 Tonnen angeschwemmte Flip Flops – jährlich. Die dort lebenden Menschen machen das Beste daraus: Die Gummilatschen werden zu Ketten und Skulpturen verarbeitet, der Erlös finanziert Hilfsprojekte. Nebenbei profitiert das Ökosystem von der Müllbeseitung: Kleine Babyschildkröten finden wieder den Weg ins Meer.

Reparieren statt Wegwerfen
Ähnlich politisch korrekt, das ,,Refurbishing“: Instandsetzen und Überholen von geringfügig defekten Produkten. Ein Beispiel ist der runderneuerte Autoreifen. Oder weitgreifender: Was in den Industriestaaten nicht mehr verwendet wird, ermöglicht in weniger entwickelten Ländern eine sonst nicht leistbare Grundversorgung.

Traditionelle Zweckentfremdung
Wiederverwendet wird auch bei uns: Wenn aus alten T-Shirts Putzfetzen geschnitten werden oder in leeren Joghurtbechern die Kresse sprießt, dann verströmt dieser (durchaus vernünftige) Umgang häufig den Muff freudlosen Sparens. Der Hightech-Feudel oder die Kressezucht-Station machen in der Designerküche doch mehr her.

Limited Editions und Retroflair
Dabei ist Recycling längst kein Zeichen von Armut mehr. In einer Zeit, in der digitale Güter jedem, jederzeit zur Verfügung stehen, weil sie nahezu unbegrenzt vervielfältigt werden (können), gelten Limitierung oder Einzigartigkeit als echte Werte. Hektisches Saisonshopping und kurze Updatezyklen geben Sammeln und Bewahren ein eigenes Flair. Nostalgie-Artikel, oft industriell gefertigt, sind als letzte Überlebende ihrer Produktionsreihe ganz von selbst sehr rar. Nahe liegt das Wiederverwenden von begrenzt zur Verfügung stehenden Materialien wie ausgemusterten 2nd-Hand-Gütern wie Retrostoffen vom Flohmarkt: Das ist eine preisgünstige und kreative Art Originalität sicherzustellen wie z.B. das Apfeltäschchen, ein Portemonnaie aus 70er-Jahre-Bettwäsche, beweist.

Unique ist chique.
Manch Kreativer geht sogar soweit, einen industriell gefertigten Artikel per Do-it-Yourself mit Gebrauchtmaterialien zu ,,veredeln“. Ein Original in diesem Sinne ist z.B. ein handelsübliches Kosmetiktäschchen, das mit einer aufgenähten Collage aus per Bügeleisen zusammengeschweisten Plastiktüten Individualität demonstriert.

Auf den Kontext kommt es an.
Wo Kreative am Werk sind, wird nicht nur auf der Materialebene (zweck)entfremdet, sondern auch die Bedeutungsebene auf links gedreht. Originelles Beispiel dafür ist das ,,Dumpster Diving“. Der englische Begriff bezeichnet das Suchen im Müll nach verwertbaren Resten – meist trauriges Geschäft von Bedürftigen. Zunehmend mischen sich unter diese ,,Taucher“ Menschen, die nicht aus ökonomischer, sondern aus kreativer Motivation handeln: Künstlich erzeugte Einschränkung als Ansporn für Kreativität. Mehr noch, ,,Dumpster diving“ wird wörtliche genommen: Swimming Pools gibt es in den Städten nur wenige, Müllcontainer an jeder Ecke. So wurden einige Container mit großem Aufwand in temporäre Pools umgewandelt. Geheimtippstatus und ,,In-Parties“ inklusive.

Aura – das Unperfekte erzählt Geschichten
Dass 2nd-Hand-Gegenstände ihre Geschichte mit sich herum tragen, weiß jeder, der nicht gerne Flohmarkt-Schuhe kauft. Positiv geht’s aber auch: Die ,,Aura“ des Vorbesitzers oder der Vornutzung kann begehrenswert sein: Ein gebrauchter Fahrradschlauch erzählt von sportlich zurückgelegten Wegen. Ein Olivenölfass träumt von sonnigen Tagen in Griechenland und von rauen, aber herzlichen Erntehelfern. ,,Wer einen Schlauchgürtel oder eine Ölfasskinderküche kauft, kauft sie mit Gebrauchsspuren und oft genau wegen dieser ganz besonderen Atmosphäre.“, so Jörg Buss von HOKOHOKO.

Kunst ist, wenn es bei den Altwaren auf die Metaebene ankommt.
Vom Design zur Kunst ist es ein kleiner, aber wesentlicher Schritt: Zunehmend konzentriert sich die Bedeutung auf die Metaebene. Die Beschäftigung mit gesellschaftlich relevanten oder brisanten Themen, mit spezifischen Materialien und Methoden ihrer Zeit ist oft Gegenstand der Kunst. Daher bieten Galerien oder Museen dem Publikum heute Upcycling-Ausstellungen. Hat noch Andy Warhol die Konservendose kunstvoll in Serie gesiebdruckt, so setzt heute Willie Cole den Damenschuh zum unbenutzbaren ,,Love Seat“ zusammen.

Upcycling ist nicht öko …
Was als Müllvermeidung begonnen hat, hat sich heute verselbstständigt. Die ökologische Effizienz ist jedoch zweifelhaft. „Meiner Ansicht nach ist Upcycling nicht die Zukunft ökologischen Designs. Doch solange Designer diese Produkte mit dem Anspruch vermarkten, die Kunden zum Nachdenken über ihr Konsumverhalten zu verführen, ist es immer noch ein wichtiger Aspekt nachhaltigen Designs! PVC wird nur leider nicht weniger giftig, wenn man aus einer gebrauchten Plane eine Tasche fertigt, die im besten Fall 5 Jahre getragen wird. Letztendlich ist es erforderlich, intelligente Materialien zu entwickeln, die es erlauben, innovative Produkte zu kreieren, ohne über das Material in Bezug auf seine Umweltverträglichkeit achten zu müssen.“, so Dunja Karabaic, Veranstalterin der ,,Ökorausch“, Messe für Design mit Bewusstsein in Köln. Das entspricht auch der Philosophie von William McDonough und Michael Braungart, den Autoren des Buches ,,Cradle to Cradle“ (,,Von Wiege zu Wiege“): Sie wünschen sich nur noch Produkte, die vollständig biologisch abbbaubar sind oder sich endlos recyclen lassen. Deren Vorbild sind die Ameisen: Die kleinen Krabbeltiere setzen diese Kreislaufwirtschaft vollständig um.

… aber Upcycling ist chique!
Kreative und kunstvolle Ideen, Humor oder philosophische Aussagen, persönliche Nostalgie oder erlebte Geschichte(n) machen Upcycling-Artikel so außergewöhnlich. Bei HOKOHOKO bieten viele Designer Ihre Upcycling-Artikel an: Von ONO bis POC. Schnell zugreifen, denn jedes Stück ist ein einzeln gefertigtes Designer-Original. (Wien, 31.08.09)

 

Aussender:
HOKOHOKO Media GmbH
Ansprechpartner: Isabella Weippl
Telefon: 0043 (720) 97 5678

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